prAnAyAma iti prAnasya sthirata recaka pUraka kumbhaka samghattakarana catvari prAnAyAma laksanAni
Pranayama ist Stetigkeit des Atems, die Ausatmung , die Einatmung, das Atemanhaltens, und deren Verbindung das sind die vier Merkmale der Atemkontrolle.
2.35 Siddha siddhAnta paddhatiH
von GorakshanAtha
Der Atem
Pranayama Herrschaft über die Lebensenergie
Der Atem verbindet unser Innerstes mit der Außenwelt. Er ist die Brücke zwischen dem Bewußtsein und dem Unbewußten und die Verbindung zwischen Körper (Vergangenheit) und Geist (Zukunft) mit der Gegenwart. Einzig der Atem lebt in diesem Moment. Im Hier und Jetzt.
Atem ist ein Zeitmaß. Ein gesunder ausgewogener Mensch atmet 21.600 Atemzüge in 24 Stunden. Das heißt 10800 solar (rechtes Nasenloch) und 10800 lunar (linkes Nasenloch) Atmungen. Eine solare Atmung regt an, die lunare Atmung beruhigt.
Die Einatmung soll gleichmäßig, tief und ungezwungen fließen und die Lunge mit der Ausatmung so vollständig wie möglich entleert werden. So sollte es sein, aber durch Schicksalsschläge, Hektik und Überforderung gerät das leicht aus der Balance.
Der moderne Mensch tendiert dahin zu flach und viel zu schnell zu atmen. c.a. 18-20 Atemzüge pro Minute sind normal. Dabei wird nur 1/8 der Lungenkapazität genutzt und nur ein 1/6 der Luft ausgetauscht. Bei körperlicher Anstrengung hingegen fordert unser Körper den Atem ein und wir tauschen zehn mal soviel Luft aus. Die Pranayama Übungen harmonisieren und festigen den Atemzyklus.
Der Atem verbindet das Unbewußte mit dem Bewußtsein. Halten wir zum Beispiel den Atem an, geschieht das zum Teil bewußt (z.B.beim Lauschen und wenn man sich konzentriert), oft aber auch ganz unbewußt. (z.B.wenn an Angst hat oder einem das Vertrauen fehlt). Aber nicht nur der Atem stockt. Die Lymphzirkulation, die die Schlacken und Unreinheiten aus unserem Organismus transportiert, wird durch den Atem angeregt. Bei unzureichender Atmung findet die Zellerneuerung nicht in ausreichender Menge statt. Falsches Atmen läßt uns schneller altern. Auch die Muskulatur, die durch tiefen Atem entspannt wird, zieht sich bei flacher Atmung zusammen und verhärtet sich. Blockaden entstehen.
Ist ein Muskel erst einmal verspannt, ist es kaum noch möglich ihn mit frischer Energie zu versorgen. Der Schmerz nimmt uns die Luft weg und läßt uns, um weiteren Schmerz zu vermeiden, eine Schonhaltung einnehmen. In der Schonhaltung kann der Atem dann gar nicht mehr bis in die Verspannung vordringen um sie zu lockern. Ein Mensch der Schmerzen hat, atmet flach und ist nicht gerade gut gelaunt und entspannt. Ist man aber gereizt und nervös, verspannt der Körper immer mehr. Diesen Kreislauf gilt es zu durchbrechen. Am Anfang steht das Erkennen des Zusammenspiels von Geist, Körper und Atem.
Wenn unserGeist einen Impuls erhält, analysiert unser Gehirn diesen und sendet Aufträge an das Nervensystem, durch die dann verschiedene Muskeln angespannt oder entspannt werden.
Um ausgeglichen und geschmeidig zu werden, darf der Geist sich von äußeren Impulsen nicht so stark beeinflussen lassen. Kommt er zur Ruhe, fließt der Atem tief und gleichmäßig und versorgt die Muskeln mit frischem Blut und neuer Energie. Der Körper entspannt sich.
Der einfachste Weg einen ruhigen Geist zu entwickeln ist einfach mal tief durchzuatmen. Wenn wir es lernen unseren Atem zu kontrollieren, wird unser Geist äußeren Einflüssen nicht mehr so ausgeliefert sein. Wir können gelassener an Aufgaben herangehen und haben all unsere Kraft zur Verfügung.
Durch Pranayamapraxis gelingt es uns den Atem zu vertiefen. Herrschaft über den Atem zu erlangen. Dieses muß individuell und mit Leichtigkeit erlernt werden und darf nie zu Stress bei der Atmung führen.
Bedeutung des Pranyama in der Praxis der Vertiefung (Dhyana)
Im Goraksha Shataka einer mittelalterlichen Schrift der Nath Tradition, die dem grossen Yogi und Begründer des Hatha Yoga Gorakshanath zugeschrieben wird, steht geschrieben:
"Wer seine geistigen Aktivitäten zur Ruhe gebracht hat bringt auch den Atem zur Ruhe, stockt der Atem stockt auch der Geist. Wie Milch und Wasser (zusammengegossen) eins werden, wird auch Geist und Atem eins. So wie sich der Atem verhält, so verhält sich der Geist. So man den Einen beherrscht folgt auch der Andere. Der Geist meistert die Sinneseindrücke und die Wünsche. Der Atem meistert den Geist. Das was den Atem meistert, ist die Auflösung (Laya) und Laya basiert auf dem Klang (Nada)."
Eine andere Übersetzung für das Wort Prana ist Lebensenergie. Prana fließt in feinstofflichen Kanälen. Diese Kanäle heißen Nadis. Nadis lassen sich durch Atemübungen reinigen und öffnen.
Der Atem stellt die Verbindung zwischen dem grobstofflichen und dem feinstofflichen Körper her. Ein Yogi kontrolliert über seinen Atem seinen Geist, seinen grobstofflichen und seinen subtilen Körper. Der Subtilkörper besteht aus den Kanälen (nadi) den Lebensenergien oder Winden (pranavayu) den Tropfen (bindu) und den 8 mentalen Bausteinen (Puryastaka).
Die Mantrapraxis im hatha Yoga basiert, wie im Goraksha Shataka erklärt, darauf die Meditation der Auflösung (Laya) mittels Klang oder Vibration (Nada) zu praktizieren, um damit sowohl den Atem als auch den Gerist zu beruhigen. Unter all den Mantras wird die Vertiefung in das Prinzip der Vibration besonders mit dem "Om" und dem Prasada Mantra "Hamsah" geübt.
Pranayama in Verbindung mit der Sprache in der Form von Mantras und der Meditation über den Klang an sich und seine Bedeutung, sind wirksame Methoden des Hatha Yoga, die auf dem Pranayama aufbauen und es vertiefen. Sie nutzen Meditationen, Sprache und Klang um den Atem und die Lebensenergie zu meistern. Dies führt zur Vergegenwärtigung der Untrennbarkeit von Gegensätzen wie die zwischen Subjekt und Objekt, und anderen tiefgehenden Erfahrungen und Erkenntnissen. Die nebenstehende Abbildung illustriert die zunehmende Verfeinerung, das Aufsteigen (uccharana) der Lebensenergie, des Atems und des Klanges, im yogischen Subtilkörper und über ihn hinaus in den Raum (kha, akasha).